Stellen Sie sich eine Zahnpasta vor, die nicht nur reinigt, sondern auch aktiv den natürlichen Panzer Ihrer Zähne – den Zahnschmelz – aufbaut. Das ist keine Science-Fiction; Forscher haben ein Gel entwickelt, das das Potenzial hat, die Zahnpflege zu revolutionieren, indem es diese lebenswichtige Schutzschicht tatsächlich regeneriert und so Karies möglicherweise vollständig beseitigt.
Zahnschmelz ist die erste Verteidigungslinie unserer Zähne gegen Abnutzung, Säuren und Bakterien. Aber im Gegensatz zu Knochen repariert es sich nicht auf natürliche Weise. Aktuelle Lösungen wie Fluoridlacke verlangsamen nur den Verfall; Sie stellen nicht wieder her, was bereits verloren ist. Dadurch sind Millionen Menschen anfällig für Karies, die jedes Jahr schmerzhafte Füllungen erfordern.
Der Schlüssel zu diesem Durchbruch liegt in einem modifizierten Protein, das Amelogenin nachahmt – ein entscheidender Baustein des Zahnschmelzes während der kindlichen Entwicklung. Wissenschaftler der Universität Nottingham unter der Leitung von Alvaro Mata haben ein Gel entwickelt, das dieses manipulierte Protein enthält. Unter dem Mikroskop auf menschliche Zähne aufgetragen und Lösungen ausgesetzt, die reich an Kalzium und Phosphat (den wesentlichen Bestandteilen des Zahnschmelzes) sind, entfaltete das Gel seine Wirkung.
Es bildete eine starke, dünne Schutzschicht, die wochenlang anhielt – auch bei regelmäßigem Bürsten – und vorhandene Löcher oder Risse effektiv füllte. Noch wichtiger ist, dass es als Gerüst fungierte und das organisierte Wachstum neuer Schmelzkristalle unter dem Gel steuerte. Diese neuen Kristalle wuchsen epitaktisch, d. h. sie passten sich perfekt der bestehenden Schmelzstruktur an und fügten sich nahtlos in das natürliche Gewebe ein.
Bemerkenswerterweise erfolgte diese Regeneration innerhalb nur einer Woche. Der Prozess erwies sich auch unter Verwendung von gespendetem Speichel, der sein eigenes Kalzium und Phosphat enthält, als erfolgreich, was das Potenzial des Gels für praktische Anwendungen unterstreicht.
Im Jahr 2019 wurde zwar ein ähnlicher Ansatz untersucht, dieser führte jedoch zu dünneren Beschichtungen und stellte die inneren Schmelzschichten nur teilweise wieder her. Diese neue Forschung verschiebt die Grenzen noch weiter und sorgt für ein dickeres, vollständigeres Nachwachsen von strukturell gesundem Zahnschmelz. Klinische Studien am Menschen sind für Anfang nächsten Jahres geplant und ebnen den Weg für eine mögliche Produkteinführung bis Ende 2026.
Dr. Mata stellt sich vor, dass Zahnärzte dieses Gel als leicht verfügbare Behandlungsoption nutzen werden – ein vielversprechender Schritt in eine Zukunft, in der Karies zu einer fernen Erinnerung wird.

























