Wissenschaftler haben die Vorhersagen über den Weg des interstellaren Kometen 3I/ATLAS erheblich verbessert und seine projizierte Flugbahn dank Beobachtungen mit dem ExoMars Trace Gas Orbiter der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) um den Faktor zehn eingeengt. Dieser Durchbruch verbessert die Möglichkeit, diesen seltenen Besucher von außerhalb unseres Sonnensystems zu untersuchen, während er seine einseitige Reise nach außen fortsetzt.

Ein Komet aus einem anderen Sternensystem

3I/ATLAS ist erst das dritte bestätigte interstellare Objekt, das jemals entdeckt wurde. Er wurde erstmals Anfang Juli gesichtet, bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von über 130.000 mph (210.000 km/h) und stammt vermutlich vor bis zu 7 Milliarden Jahren aus einem Sternensystem. Seine ungewöhnlichen Eigenschaften, darunter eine bestrahlte Oberfläche und ein rätselhafter „Anti-Schwanz“, haben – wenn auch unbegründete – Spekulationen über nichtnatürliche Ursprünge angeheizt.

Vorbeiflug am Mars liefert wichtige Daten

Der Komet näherte sich kürzlich der Sonne am nächsten und tauchte wieder in der Sicht der Erde auf. Zuvor passierte 3I/ATLAS am 3. Oktober bis auf 18,6 Millionen Meilen (30 Millionen Kilometer) den Mars. Der ExoMars-Orbiter der ESA nutzte die Gelegenheit, um detaillierte Bilder aufzunehmen, die sich als entscheidend für die Verfeinerung der Flugbahnvorhersagen erwiesen.

Zehnfache Genauigkeitsverbesserung

Die anfängliche Erwartung war eine bescheidene Verbesserung der Genauigkeit. Stattdessen gelang es dem ESA-Team, die Unsicherheit über den Standort des Kometen um das Zehnfache zu reduzieren. Dadurch können Astronomen ihre Instrumente sicherer fokussieren und so den wissenschaftlichen Nutzen dieser einzigartigen Beobachtung maximieren.

Triangulation aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel

Traditionell beruht die Verfolgung solcher Objekte auf bodengestützten Observatorien oder erdumlaufenden Raumfahrzeugen. Der Vorbeiflug am Mars lieferte einen einzigartigen Triangulationspunkt, ähnlich wie Geheimdienste mobile Geräte mithilfe mehrerer Mobilfunkmasten verfolgen.

Technische Hürden überwinden

Der Prozess war nicht einfach. Das Color and Stereo Surface Imaging System (CaSSIS) des ExoMars-Orbiters ist für die Fotografie der Marsoberfläche und nicht für entfernte Weltraumobjekte konzipiert. Trotzdem gelang es dem Team, wertvolle Daten zu extrahieren.

Erste Daten dieser Art von der IAU akzeptiert

Der Erfolg ist so bedeutend, dass die Daten in die Minor Planet Center-Datenbank der Internationalen Astronomischen Union (IAU) aufgenommen wurden – eine Premiere für Beobachtungen, die von einem Planetenorbiter durchgeführt wurden. Dies stellt einen Präzedenzfall für zukünftige Studien mit ähnlichen Methoden dar.

Zukünftige Beobachtungen geplant

Die ESA plant, diesen Ansatz noch in diesem Monat mit ihrem Jupiter Icy Moons Explorer (JUICE) zu wiederholen. Die Agentur vermutet, dass ihre Hera- und Europa-Clipper-Missionen auch durch den Schweif des Kometen fliegen könnten, wenn dieser sich von der Sonne entfernt. Der Mars Reconnaissance Orbiter der NASA hat während des Vorbeiflugs möglicherweise hochauflösende Bilder aufgenommen, deren Veröffentlichung sich jedoch aufgrund des jüngsten Regierungsstillstands verzögert hat.

Bevorstehende nächste Annäherung an die Erde

3I/ATLAS wird am 19. Dezember seinen erdnächsten Punkt in einer Entfernung von 168 Millionen Meilen (270 Millionen Kilometer) erreichen. Dieses Ereignis bietet eine letzte Gelegenheit für detaillierte Beobachtungen, bevor der Komet seine Hinreise fortsetzt.

Diese verfeinerten Flugbahndaten stellen einen großen Fortschritt beim Verständnis interstellarer Objekte und ihrer Zusammensetzung dar und liefern wertvolle Einblicke in die Umgebungen außerhalb unseres Sonnensystems